Norwegen war nicht schon immer ein wohlhabendes und freies Land. Bis 1814 gehörte es zu Dänemark und wurde dann, wie die Norweger gerne sagen, wie ein Geschenk an Schweden weitergegeben. Zwar erhielt Norwegen zu diesem Zeitpunkt ein eigenes Grundrecht, war aber noch immer nicht unabhängig, sondern für fast ein weiteres Jahrhundert in der Union mit Schweden. 1905 forderte Norwegen seine Unabhängigkeit von Schweden und wählte den dänischen Kronprinzen Håkon VII zum König. Seine Nachfahren gehören noch heute zur Königsfamilie. 1905 wurde Norwegen also ein freies und eigenständiges Land, blieb jedoch ein sehr armes Land. Die Norweger waren meist Bauern und Fischer, die sich von Kartoffeln und Fisch ernährten. Dies änderte sich erst in den Sechzigerjahren, als Öl gefunden wurde und Norwegen innerhalb von kurzer Zeit zu einem der reichsten Länder der Welt aufstieg..
Mit dem Öl veränderte sich der Wohlstand des Landes, nicht aber die Mentalität der Leute. In jedem Norweger steckt auch heute noch der einfache und naturverbundene Bauer oder Fischer. Die Norweger sind stolz auf ihre Vergangenheit und schon jedem Kind wird erzählt, wie bescheiden die Verhältnisse früher waren und wie Norwegen seine Unabhängigkeit erlangte.
Der 17. Mai, der Tag an dem Norwegen 1814 sein eigenes Grundrecht erhielt, wird jedes Jahr gefeiert. Die Norweger tragen ihr Bunad, überall sind Flaggen gehisst und im Zentrum von Oslo ist fast kein Durchkommen, weil so viele Leute am traditionellen Umzug teilnehmen und dem König zuwinken. An diesem Tag ist die Königsfamilie die einzige, die arbeiten muss, denn sie steht auf dem Balkon des Schlosses und winkt der Bevölkerung zu. "Der kleine Bruder von Schweden" feiert an diesem Tag friedlich und harmonisch seine Unabhängigkeit gegenüber Dänemark und ist stolz auf seine Königsfamilie. Alle wirken glücklich und rufen sich "gratulerer med dagen" zu.